Mathe-Angst bei Mädchen? Nur die halbe Wahrheit
Prüfungsangst und Unsicherheit im Mathematikunterricht sind bei Mädchen nicht größer als bei Jungen, werden von ihnen allerdings stärker wahrgenommen.

Mädchen und Spaß an Mathematik – das klingt für Lehrer und Eltern immer wieder nach einer Gleichung, die nicht aufgeht. Landläufig hält sich die Ansicht, dass Rechnen vor allem etwas für Jungs sei, Mädchen dagegen vor Mathe eher Angst hätten. Dass die Realität in den Köpfen der Kinder anders aussieht, wurde jetzt wissenschaftlich untersucht1: Schüler wurden unmittelbar vor und während einer Mathematikstunde oder einer Prüfu-ng nach ihrem Befinden befragt. So konnten die erwarteten Empfindungen mit den tatsächlichen verglichen werden. Es zeigte sich: Mädchen schätzen sich vorab zwar ängstlicher als Jungs ein, sind es später aber nicht.
Gleiche Noten, unterschiedliche Selbsteinschätzung
Die unterschiedliche Selbsteinschätzung von Mädchen und Jungen hat nichts mit ihren tatsächlichen Leistungen im Fach Mathematik zu tun. Diese Erkenntnis ist das Ergebnis einer Befragung, die Forscher an fünf Universitäten bei rund 700 Schülern in den Klassen 5 bis 11 durchgeführt hatten. Der Notendurchschnitt war bei Jungen und Mädchen gleich. Die Forscher vermuten, dass Mädchen in ihrer Selbstwahrnehmung stärker auf Geschlechterklischees und Stereotypen als auf ihre tatsächlichen Leistungen achten. Das gibt vor allem Eltern und Lehrern die lösbare Hausaufgabe mit auf den Weg, Mädchen im Glauben an sich selbst zu fördern.
Motivation ist leichter zu fördern als Intelligenz
Welche Note am Ende unter der Mathematikarbeit steht oder wie gut der Lernfortschritt im Unterricht ist, hat einmal mehr nichts mit Intelligenz zu tun. Die gute Nachricht für Eltern: Motivation zählt hier viel mehr! Und diese lässt sich auf unterschiedlichste Art fördern. Zu diesem Ergebnis kam eine Langzeitstudie der Universität München2, die über 3.500 Schüler jeweils von Klasse 5 bis 10 begleitete und ihre Leistungsentwicklung im Fach Mathematik untersuchte. Für eine positive Entwicklung wurden drei Hauptfaktoren ausgemacht:
- • der Glaube des Kindes daran, dass sich Anstrengung beim Lernen auszahlt
- • die Entwicklung von Spaß und Freude am Fach Mathematik (innere Motivation)
- • die Nutzung geschickter Lernstrategien (statt stures Auswendiglernen)
Das heißt: Jedes Kind hat die Fähigkeit mit Mathematik zurecht zu kommen – man muss nur sein Interesse wecken und ihm bei Problemen die Angst nehmen.
Die beliebtesten Schulfächer bei Kindern3
Rang | Mädchen | Jungen |
---|---|---|
1 | Kunst / Malen (17,1 %) | Sport (41,2 %) |
2 | Deutsch (16,8 %) | Mathematik (17,9 %) |
3 | Sport (11,4 %) | Deutsch (7,2 %) |
4 | Musik (11,4 %) | Kunst / Malen (4,0 %) |
5 | Biologie (9,9 %) | Heimat-/Sachkunde (3,7 %) |
6 | Mathematik (6,6 %) | Erdkunde (3,7 %) |
7 | Heimat-/Sachkunde (6,6 %) | Biologie (3,5 %) |
8 | Englisch (6,0 %) | Englisch (3,2 %) |
9 | Religion / Ethik (0,6 %) | Religion / Ethik (0,6 %) |